Für den November 2025 hätte ich eine Vielzahl an Überschriften wählen können.
Der Monat, in dem mein Leben umgekrempelt wurde
Der Teppich unter meinen Füßen ist weg
„Warum?“ hilft hier nicht!
Der Anfang vom Ende
Was kommt jetzt?
Sie alle würden sich eignen. Wieso, weshalb und warum, liest Du in diesem Rückblick. Und auch, wie es nun weitergeht. Aber Achtung: Dieser Monatsrückblick ist nicht für sensible Seelen geeignet. In dem Fall halte Dir bitte Taschentücher parat.
Der November begann mit einem Schauspiel, dass ich gerne beobachte: An wenigen Tagen im Jahr kommt der Mond unserer Erde so nahe, dass er uns riesig erscheint. Es handelt sich zwar nur um eine optische Täuschung, aber sie ist schön anzusehen. Der Nachthimmel fasziniert mich schon seit meiner Kindheit. Und am liebsten wäre ich Astronautin geworden, wenn nicht… naja, dann eben Astrophysikerin, wenn nicht… Aber gut, sei’s drum. Ich freue mich, wenn ich eines Tages die Sternennebel in ihrer Farbenpracht besuchen kann und von einem Planeten zum anderen fliege und erforsche, wie diese Welten geschaffen sind.
Bis dahin bestaune ich den Himmel von der Erde aus.

Die Babys zuerst
Der Monat war gefüllt davon, unsere Päppelbabys durchzubekommen und von Arztbesuchen. Während wir mit unseren Babys sehr zuversichtlich waren, zerrten die Arztbesuche an unseren Nerven. Aber zuerst zu den Babys.

Im November haben wir unsere Päppelbabys durch die Wochen 4 bis 9 begleitet. Jeden Tag konnte ich dabei beobachten, wie besonders unser Jüngster bei der Pflege „seines“ roten Katers half. Jeden Tag stand er bereit, um die Fläschchen anzurühren, die Schälchen zu füllen, zu kuscheln, die Toiletten zu reinigen und zu spielen. Alles aus eigenem Antrieb.

Unter unseren Augen wuchsen sie zu stattlichen kleinen Katern heran, erkundeten ihre Umgebung und bauten enge Beziehungen zu uns auf.

Insbesondere, wenn ich unsere Kinder dabei beobachtete, wie sie mit den Babys umgehen, sah ich nicht nur ihre Unterschiedlichkeit in ihren Persönlichkeiten. Während unser Älterer weniger offensichtlich seinen emotionalen Zugang zeigte, fühlte er ihn doch genauso stark. Er fühlt sich Albert, dem grau getigerten Kater sehr hingezogen, ähnlich wie unser Jüngerer, der die Nähe zu Levi, dem rot getigerten Kater sehr genießt. Nur mag er Fotos nicht, weshalb ich derzeit nur Bilder unseres Jüngsten teilen kann.

Die Kleinen wurden also munter und wie vermutlich alle Jungs auf der Welt spielen auch sie am liebsten „Revierspiele“. Aktuell wird die „Burg“ aka Kratztonne erobert und verteidigt.

Nach dem Toben ist bekanntlich vor dem Toben. Kuscheleinheiten forderten die quirligen Kerlchen auch immerzu ein.

Meine Welt gerät ins Wanken
Obwohl wir es geahnt haben, hat besonders ein Termin mir symbolisch den Boden unter meinen Füßen weggezogen.
Weil das Ergebnis meine Arbeit und mein gesamtes Leben beeinflusst, habe ich beschlossen, damit offen umzugehen. So schwer es mir fällt, das auszusprechen oder gar zu schreiben und ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau weiß, wie ich damit umgehen soll… aber ich weiß, dass nicht jeder diese Erfahrung macht und es wichtig ist, offen zu kommunizieren, damit man eine Möglichkeit hat, sein Gegenüber zu verstehen.
Hier kommt also das Ergebnis: Ich werde taub.
Genauer gesagt bin ich es auf einem Ohr nahezu bereits, das andere hat noch eine mittlere Hörleistung.
In den Tagen nach der Auswertung des Diagramms ist meine Hörleistung auf meinem schwächeren Ohr ins Bodenlose gesunken. Bei einem Versuch, bei dem ich mir mein noch hörendes Ohr zudrückte, musste mein Mann mich fast anschreien, dass ich ihn hören konnte. Meine Psyche hat die Hoffnung wohl aufgegeben.
Manchmal wird man „vorübergehend“ schwerhörig, wenn man unter zu viel Stress leidet. Lässt der Stress nach, „öffnen“ sich auch die Ohren wieder. Bei mir ist das leider nicht der Fall, obwohl ich es mir lange gewünscht hatte. Nun habe ich es Schwarz auf Weiß, dass ich nicht Stress-bedingt mal schlechter höre und mit etwas Erholung geht das wieder.
Ich war nicht krank, zumindest nicht in den vergangenen Jahren, so dass ich sagen könnte, meine Schwerhörigkeit sei auf eine Entzündung o.ä. zurückzuführen. Ich kann nicht sagen, woran es liegt. Ich kann es nur akzeptieren.
Alles ist so laut
Aufgrund fehlender Hörleistung versucht(e) mein Verstand, die fehlenden Töne zu kompensieren. Ich leb(t)e seit langem mit einem Dauerrauschen wie auf der Autobahn kombiniert mit gleißenden Schienen, wenn ein Zug einrollt, in meinem Kopf.
Und gab bisher mein Bestes, mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich wusste ich bisher nicht, dass mein Rauschen nicht üblich ist und dachte, ich hörte einfach mein eigenes Blut und sei nur wieder „zu sensibel“.
So einfach und banal wie es klingt, sind die Auswirkungen und Veränderungen, die damit einhergehen alles andere als einfach für mich. Und ich wünschte, ich könnte sagen, dass es mich nicht umgeworfen hätte und ich mich nicht zurückgezogen hätte, um zu weinen und zu schauen, was ich nun machen sollte. Aber so war es. Ich bin eben kein Held.
Was ist so schlimm daran?
Um das besser nachzuvollziehen, gebe ich hier kurz wider, warum mein Hörverlust so schwierig für mich ist:
Ich liebe nicht nur Naturgeräusche wie den Wind in den Bäumen oder das Gezwitscher der Vögel. Die Melodien der Vögel ändern sich mit der Jahreszeit und geben mir eine zeitliche Orientierung. Sie erden mich.
Auch in anderen Bereichen des Lebens hilft mir mein Gehör, mich zu orientieren: Straßengeräusche, Haushaltsgeräusche, das Miauen einer Katze, die versehentlich in irgendeinem Zimmer hinter einer verschlossenen Tür wartet oder einfach Aufmerksamkeit braucht.
Ich liebe auch Kindergeräusche. Wenn meine Jungs oder andere Kinder mir von ihren Tagen, ihren Träumen, ihren Sorgen, Fragen und Wünschen erzählen. Wenn sie am werkeln sind, etwas bauen oder basteln, etwas tüfteln, dann sagen mir die Geräusche genau, was sie tun und ich weiß, wo sie sind.
Ich bin diejenige, die anderen zuhört. Bei mir fühlen sich Menschen gesehen, verstanden und geborgen. Sie wissen, dass ich immer „ein offenes Ohr“ für sie habe.
Ich liebe es, Sprachen zu lernen. Bisher durfte ich 6 Sprachen lernen: Deutsch, Englisch, Latein, Russisch, Italienisch und Französisch. Ich habe Lateinisch wirklich gesprochen und sogar kleine Geschichten verfasst. Mein damaliger Lehrer war begeistert und unterstützte mich, wo er konnte. Auch die anderen Sprachen konnte ich gut sprechen. Mangels Möglichkeiten sind sie leider stark eingerostet. Aktuell belebe ich mit unseren Jungen Französisch und Italienisch. Und Englisch wird durch Fortbildungen stets gebraucht.
Und ich liebe Musik. Ich habe mehrere Instrumente angelernt und hatte vor, nachdem unsere Jungs älter sind, endlich wieder Geige zu spielen. Bekanntermaßen benötigt man für ein gutes Geigenspiel sein Gehör. Und ich hatte einst ein sehr gutes Gehör. Einst.
Mit unserem Älteren wollte ich Gitarre spielen. Und er träumt davon, noch die Trompete und Tuba zu spielen. Dem Jüngsten versuchte ich erfolglos die Ukulele auszutreiben und lieber Opas Mundharmonika zu spielen. Nun will er beides lernen 😀
Ich war also voller Hoffnung und Vorfreude auf alles, was wir mit unseren Katzen & Kindern erleben würden. Und bei so viel Hoffnung blendet man das Leben aus. Man rechnet einfach nicht damit, dass alles auch anders kommen kann.
Es sind viele persönliche Veränderungen, die mich bewegen. Mein gesamtes Leben, sämtliche Wahrnehmung und Kommunikation wird sich ändern. Und ich muss wieder von vorne beginnen, mir mein „Leben“ aufzubauen.
Deswegen bin ich froh, dass ich jetzt über den Stand meiner Hörleistung Bescheid weiß. Dadurch kann ich mich vorbereiten auf die Zeit, wenn das Hören noch schwächer oder unmöglich wird. Und ich bereite mich gerne vor, wenn ich merke, dass sich etwas tut. Sicherlich nicht ins Akribische, aber doch grob. Und das federt oft genug die härtesten Auswirkungen ab.
Und was jetzt?
Durch meine veränderte Hörleistung haben sich meine Prioritäten und Vorhaben für 2026 verschoben.
Zum Einen werde ich weiter machen, wie bisher: Ich werde weiter für die Familien da sein, die sich meine Hilfe wünschen und mir auch einige Fortbildungen ermöglichen – jedoch weniger als geplant.
Darüber hinaus werde ich mich im kommenden Jahr dem Erlernen der Deutschen Gebärdensprache widmen sowie mit unterstützenden Hilfsmitteln zur Kommunikation mit Hörbeeinträchtigten und Hörenden beschäftigen.
Meine eigene Schwerhörigkeit hat mich für ein Thema sensibilisiert, für das in der Katzenwelt bisher wenig Bewusstsein vorhanden war: Wir richten unsere Angebote stets an „gesunde“ Menschen. Und auch, wenn ich bereits hörgeschädigte Menschen kennengelernt habe und diese mir zeigten, dass sie kein Problem mit ihrer Taubheit hätten, sagten diese Menschen klar, dass es eine Behinderung ist. Und für sie gibt es bisher kein Hilfsangebot, wenn sie Probleme mit ihrer Katze haben.
Ich werde also die erste Katzen-Fachfrau sein, die nicht nur Familien mit Katze & Kind im Fokus hat, sondern nun auch sich besonders an Hörgeschädigte richtet, um ihnen bei ihren Fragen, Sorgen und Wünschen in Bezug auf ihre Katze eine Ansprechpartnerin zu sein. Ich könnte auch sagen: Ich werde die erste taube Katzenberaterin/Katzentrainerin sein. Wenn Du bereits jemanden kennst, dann schreib mir gerne eine Nachricht! Ich bin derzeit sehr begierig, mehr in dieser Richtung zu lernen.
Da ich nicht an Zufälle glaube, nehme ich auch noch einen Hinweis ernst: Eine Begegnung besonderer Art riet mir, auf Social Media, besonders Instagram mich an Hörgeschädigte zu richten und zu vernetzen. Es scheint, als würde mein Rückzug aus den sozialen Medien vorerst doch kein Thema sein… Ich bin zwar immer noch kein Held in der Nutzung eines Smartphones bzw. IG und bin auch bezgl. Meta nicht begeistert, IG, FB etc. zu nutzen, aber es scheint ein „Schaufenster“ zu sein, durch das ich Hörgeschädigte erreichen kann.
Als Letztes wird sich etwas ändern, was mir am schwersten fällt:
Weil das nächste und auch die kommenden Jahre den Fokus darauf legen, dass wir in unserer Familie uns mit meiner Behinderung und den Einschränkungen auseinandersetzen müssen, fehlen mir Kraft, Zeit und Fähigkeiten, mich um meine Sorgenfellchen zu kümmern. D.h., dass in unserem Rudel wird sich etwas ändern.
Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist
Ein Satz, den mein Vater zu sagen pflegte. Ich will diesen Rückblick mit erfreulichen Themen beenden. Denn dieser Monat hatte auch seine vielen schönen Seiten.
Einerseits sind wir froh, dass die Termine für unsere Kinder sich als richtig erwiesen haben. Wir haben endlich einen Ansprechpartner, der ihre Handicaps versteht und uns ernst nimmt.
Außerdem konnte ich ein paar weitere Wünsche von meiner To-Want-Liste erfüllen. Unter den jeweiligen Punkten habe ich die Updates aktualisiert.
Die Sterne für die Klasse unseres Älteren sind fertig. Ich brauchte weniger anzufertigen als geplant, weil viele Eltern sich an der Winterdekoration beteiligt haben. Ein tolles Gefühl, wenn alle zusammen arbeiten! Auch die LehrerInnen und HelferInnen haben sich wirklich eingesetzt und die Atmosphäre im Klassenzimmer ist sehr gemütlich geworden!
Ich habe meine Farbpalette gefunden, mit der ich gut leben und arbeiten kann.
Wir haben täglich Französisch gelernt und nach der Diamant-Liga bei Duolingo schalte ich das Profil auf Privat, denn der Konkurrenzkampf behindert das Lernen… Aber einmal will ich`s wissen XD
Einige Artikel haben endlich Beitragsbilder bekommen.
Und schließlich haben wir eine Menge schöne Momente mit Freunde und Familie bei leckerem Potluck gehabt. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir bei den Herausforderungen des Lebens so viele schöne Erfahrungen machen dürfen. Sie zeigen, dass wir uns nicht zu scheuen brauchen, wenn sich die Welt plötzlich anders dreht und „der Hals dreckig wird“.
Wir arbeiten mit dem, was wir haben, machen das Beste draus und halten den Kopf hoch. Immerhin leuchten die Sterne oben am Himmel. Und ich mag den Himmel mit seinen Sternen, den Nebeln und den vielen Welten, die es noch zu entdecken gilt.
Was ich im November veröffentlicht habe
Meine Veröffentlichungen im November sind gering ausgefallen. Dennoch lohnt es sich, einen Blick hinein zu werfen.





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