Lebt eine ängstliche Katze in Deiner Familie mit Kind und wünschst Du Dir ein harmonisches Familienleben gemeinsam mit Katze & Kind, müssen wir sehr vorsichtig, bedürfnis- und beziehungsgerecht vorgehen. Dein Ziel darf in erster Linie nicht sein, den Kontakt zwischen Katze & Kind herzustellen bzw. unbedingt eine liebevolle Beziehung aufzubauen. Was Deine Katze angeht, muss Dein Fokus darauf liegen, ihr Vertrauen in sich und ihren sicheren Platz in Deiner Familie zu gewinnen. Dafür habe ich Dir 5 essentielle Tipps zusammengestellt.
Sicherheit & Rückzugsorte
Katzen sind v. a. und besonders Fluchttiere. Um Deiner Katze zu helfen, dass sie sich sicher fühlt und um ihren Stresspegel zu reduzieren, solltest Du ihr unbedingt Rückzugsmöglichkeiten anbieten. Idealerweise sind diese Plätze so gestaltet, dass sie ihre Umwelt von dort aus beobachten kann, ohne selbst gesehen zu werden oder dass jemand ihr dort zu nahe kommen kann.
Wenn Du die Möglichkeit hast, richte Deiner ängstlichen Katze ein Zimmer ein, zu dem Besuch, andere Familienmitglieder oder auch Dein Kind keinen Zugang haben. Da Katzen nur sehr wenig in echten Tiefschlaf geraten, wird dieses Zimmer ihr helfen, überhaupt aus der ständigen Anspannung in eine Entspannung zu wechseln. In Wohnräumen ist es empfehlenswert, eine Zone einzurichten, in der Deine Katze weiß, dass sie wirklich unbehelligt bleibt und die einen großzügigen Abstand zu Mensch & Tier gewährt. Trenne diesen Bereich optisch ab, so wird es leichter für Deine Familie, Deiner Katze ihren Freiraum zu lassen. Deine Katze wird in ihrem Tempo diesen Raum aufsuchen und von dort aus weitere Schritte unternehmen, um sich euch mehr und mehr zu öffnen.
Körperliche Unversehrtheit & Wohlbefinden sichern
Schmerzen führen sehr schnell zu aggressivem Verhalten. Denke nur, wie Du Dich verhalten würdest, wenn Du unter Zahnschmerzen littest und um Dich herum herrschte lauter Trubel…
Wenn Deine Katze unter Ängsten leidet oder sogar aggressives Verhalten wie Pfotenhiebe, Knurren oder nach vorne Preschen gezeigt hat, solltest Du Dir nicht nur verhaltenstherapeutischen Rat holen, sondern sie ebenfalls eine/einen auf Katzen spezialisierten Tierärztin/Tierarzt vorstellen. Sprich bei Deiner Terminbuchung die Angstproblematik an und bitte um ein angstlösendes Präparat, dass ihr den TA-Gang erleichtert. Leider erfahren sehr viele (nahezu die meisten!) Katzen durch TierärztInnen traumatische Behandlungen! Darum unterschätze bitte nicht, wie wichtig eine gute Tierärztin/ ein guter Tierarzt ist!
Ist die „Schmerz-Frage“ nicht geklärt, wird eine Verhaltenstherapie kaum Wirkung erzielen bzw. werden Erfolge definitiv zunichte gemacht. Mit Schmerzen ist Deine Katze immer in Alarmbereitschaft und lernt nur Dinge, die ihr Überleben sichern. Und dazu zählt in erster Linie nicht, wie sie nett zu Dir oder Deinem Kind sein kann oder gelassen in die Transportbox geht.
Vorhersehbarkeit und Kontrolle
Fühlt sich Deine Katze ständig angespannt und lebt in innerer Alarmbereitschaft, reagiert sie auf überfordernde Situationen zumeist mit Flucht, Angriff oder Starre. Während Angst und Starre für den Menschen weniger bedrohlich sind, kann ein Angriff lebensgefährlich sein.
Wichtig zu wissen: Je größer die Angst, desto eher neigt Deine Katze zu aggressivem Verhalten.
Unvorhergesehene Reize können ebenso zu aggressivem Verhalten führen. In der Natur ist das dem Überleben geschuldet. Und alles, was Deine Katze in ihrer Angst will ist auch in Deinem Wohnzimmer: überleben.
Wenn Du Deinen Tagesablauf vorhersehbar durch wiederkehrende Muster und Rituale gestaltest, erleichterst Du Deiner Katze die Gewöhnung an ihr Umfeld. Neue Reize solltest Du ebenfalls in sehr kleinen Schritten udn großer Distanz einführen, so dass Deine Katze sie aus sicher gefühltem Abstand kennenlernen und als „ungefährlich“ einstufen kann.
Katzen können mit „doof“ umgehen, aber nicht mit „gefährlich“.
Moon-He Roho, Katzenpsychologin
Positive Verknüpfungen herstellen
Verknüpfe jeden Ort, jeden Gegenstand, jede Person etc., die Deine Katze trifft, mit etwas Angenehmen. Diese sog. klassische Konditionierung setzt im Körper Deiner Katze Dopamin frei, welches nicht nur Angst abbaut, sondern auch zu einer positiveren Grundstimmung führt. Deine Katze wird motivierter, sich ihrem Umfeld zu öffnen und sich bereitwilliger auf unbekannte Situationen einlassen!
Als positive Belohnung kann neben Leckerlies, einem Spiel oder etwas zum Riechen v. a. am Anfang auch eine Distanzvergrößerung zu Dir oder einem noch argwöhnisch beäugten Gegenstand sein. Wichtig ist, dass es nicht bei der Distanzvergrößerung bleibt, sondern Du alsbald etwas Angenehmes mit z.B. Deiner Präsenz koppelst. Andernfalls läufst Du Gefahr, dass Deine Katze auf die Distanz besteht und sich nicht auf Dein Geschenk einlassen will.
Geduld
Der Abbau und die Überwindung von Angst erfordern Desensibilisierung, Habituation und Gegenkonditionierung. In kleinen, vorhersehbaren Mikro-Schritten darfst Du mit Deiner Katze lernen und sie auf dem Weg aus der Angst in den Frieden begleiten. Dies ist kein Sprint und in meinen Augen auch kein Marathon. Ich vergleiche es eher mit einer Wanderung.
Auf einer Wanderung ist das Tempo eher gemächlich, die Etappen unterschiedlich lang und es kann Wochen und Monate dauern, bis das angestrebte Ziel erreicht ist. Geduld, Beharrlichkeit, Besonnenheit und Sanftmut werden zu wohl vertrauten Gefährten.
Wer das Vertrauen einer Katze gewonnen hat, hat einen Freund fürs Leben gefunden.
Mara Hoffmann, Katzenverhaltensberaterin & Katzentrainerin
Lernen unter Eile oder Druck bewirken exakt das Gegenteil dessen, was Du Dir wünschst. Je schneller Du vorankommen willst, desto langsamer musst Du mit Deiner Katze arbeiten – das gilt insbesondere, wenn die Situation Deine Katze herausfordert oder sie mit Ängsten kämpft.
Worauf es ankommt…
Mit diesen 5 Tipps bist Du auf einem sicheren Fundament, wenn Du Deiner ängstlichen Katze in Deiner Familie helfen willst, ihren Platz in eurem Leben zu finden. Natürlich gehört noch etwas mehr dazu, dass es sich auch zu einem insgesamt vertrauensvollen Familienleben entwickelt. Aber diese 5 Punkte bilden die Voraussetzung, ohne die andere Methoden, Trainings etc. nicht die gewünschte Wirkung erzielen werden.
Im Grunde erklärt es sich auch von selbst: Fühlt sich Deine Katze subjektiv unsicher, fehlt es ihr an Nahrung oder anderen überlebenswichtigen Ressourcen, leidet sie Schmerzen etc., wirkt sich das automatisch auf die anderen Bereiche aus und beeinträchtigt ihre Bereitschaft, sich auf Dich bzw. Deine Familie einzulassen.
Nimm diese kurze Auflistung als wertvollen Impuls gerne mit und prüfe mit ehrlichen Augen, wo Du nachjustieren darfst.
Wenn Du Dich weiter damit beschäftigen willst, wie Du Deine Katze in Deinem Zuhause unterstützen kannst, habe ich hier noch zwei Lesetipps für Dich:
Der zweite Artikel ist einem Praxis-Check für ein sicheres Zuhause gewidmet.
Du hast Fragen zu Deiner Katze und ihrem Platz in Deiner Familie?
Wenn Du Unterstützung bei Herausforderungen suchst, nutze meine Artikel, komm ins 1:1 Coaching oder schreibe mir direkt eine Nachricht.
Gemeinsam verbessern wir die Welt von Katzen und ihren Familien. Wir holen sie aus ihrem Stiefkind-Dasein heraus und zeigen, was wir alles von diesen wundervollen Geschöpfen lernen können!





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